Goethe Stätten in Frankfurt

   
Gerbermühle  
Auf seiner Reise nach den Rhein-Main- und Neckargegenden im Jahre 1814 wird Goethe in Wiesbaden von dem Frankfurter Bankier J. J. Willemer begrüßt, der ihn seine 'Pflegetochter' Marianne Jung vorstellt. Im September besucht Goethe Willemer in der Gerbermühle. Als er, von einem längeren Aufenthalt bei den Boisserées in Heidelberg zurückkehrt, im Oktober wieder die Gerbermühle aufsucht, ist Marianne Willemers Frau. In der glücklichen Zeit der aufkeimenden und bald leidenschaftlichen Liebe inspirierte ihn die feinsinnige, talentierte Frau zu den Hatem- und Suleikaliedern des "West-östlichen Divan". Nach der letzten Begegnung in Heidelberg am 26.9.1815 und dem Scheitern von Goethes dritter Rheinreise entzog sich Goethe der begehrten Wiederbegegnung, bis er innere Distanz zur Divan-Periode ´gewonnen hatte, doch blieb die Verbindung durch einen lockeren, verhaltenen Briefwechsel, knappe Briefgedichte und gegenseitige Geschenke zeitlebens erhalten. Drei Wochen vor seinem Tode, am 29.2.1832, sandte Goethe ihr mit folgenden Versen vom 3.3.1831 ihre Briefe in versiegeltem Paket zurück:
 
Vor die Augen meiner Lieben
Zu den Fingern, dies's geschrieben,-
Einst, mit heißestem Verlangen
So erwarte, wie empfangen -
Zu der Brust, der sie entquollen,
Diese Blätter wandern sollen;
Immer liebevoll bereit,
Zeugen allerschönster Zeit.

Erst in den 1850er Jahren enthüllte Marianne Herman Grimm gegenüber das Geheimnis ihres Anteils an den Suleika-Liedern als Korrespondentin und kongeniale Mitdichterin diese poetischen Liebes-Wechselgesprächs.

   
Willemerhäuschen  
Goethe-Erinnerungsstätte auf dem Mühlberg am Hühnerweg in Sachsenhausen (zerstört und wieder aufgebaut). Von dem traulichen Gartenhäuschen aus, das früher noch von Weingärten umschlossen war, hat Goethe am 18.10.1814 zusammen mit Marianne von Willemer (der „Suleika" im „West-Östlichen-Divan") die Freudenfeuer auf den Taunusbergen beobachtet, die zur Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig entfacht worden waren.
   
Goethe-Turm  
Die Goetheruhe liegt am höchsten Punkt des Frankfurter Stadtwaldes am Sachsenhäuser Berg an der Kreuzung von Wendelsweg und Sachsenhäuser Landwehrweg. 1867 wurde durch den Verschönerungsverein an der Goetheruhe ein hölzerner Aussichtsturm von 22 Meter Höhe erreicht. Kurz nach dem ersten Weltkrieg mußte der Turm wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die Bürgerschaft forderte einen neuen Goetheturm. Im November 1931, kurz vor Beginn des Goethejahres, wurde der neue Goetheturm eingeweiht. Der Fußpunkt liegt 147 Meter über dem Meeresspiegel, 54 Meter höher als der Main. Mit 43 Meter Höhe ist er der höchste hölzerne Aussichtsturm Deutschlands.

Oberforstmeister Dr. Jacobi, der die Frankfurter Forstverwaltung von 1927 bis 1940 leitete, hat sich um den Bau des Turmes besonders verdient gemacht. Er war es auch, der als Stifter für den neuen Turmbau den Frankfurter Bürger Gerste gewinnen konnte.

 
Goethe-Denkmal  
Das Goethe-Denkmal steht in der Gallusanlage. Eine Schöpfung von Ludwig Schwanthaler 1844. Die Reliefs am Sockel des Denkmals zeigen Gestalten aus Goethes Werken, auf der Vorderseite allegorische Figuren der Wissenschaft, der dramatischen und lyrischen Dichtkunst.
   
Petersfriedhof  
Die heutige Stephanstraße führt über diesen altehrwürdigen christlichen Friedhof hinweg (seit 1454 belegt, 1828 geschlossen). Sehenswert sind die Grabsteine alter Frankfurter Geschlechter, die im Epitaphienbuch des Peterskirchhofes um 1670 von dem Nürnberger Maler Christoph Metzger im Bild festgehalten worden sind. Grabstätten von Matthäus Merian d.J., S.M. v. Bethmann, Goethes Vater (im Familiengrab der Mutter Walther) und Goethes Mutter (auf dem Liebfrauen-Schulhof) – An der Bleichstraße Reste der Dilich’schen Stadtbefestigung.
   
Grabstätte von Mutter Aja  
Goethes Mutter, Catarina Elisabeth Textor, wurde am 19.2.1731 als Tochter des Frankfurter Stadtschultheißen Johann Wolfgang Textor geboren. Die selbstbewußte Frau gab sich nicht als Dame, sondern als die gute Seele eines großen Kreises junger, froher Menschen voll von Ideen und Einfällen. Die Grafen Stollberg haben ihr nach der stets hilfreichen Mutter der Haimonskinder den Namen „Frau Aja" gegeben. Sie hat ihre letzte Ruhestätte nach ihrem Tode am 13.10.1808 im Textorschen Familiengrab auf dem Peterskirchhof gefunden. Die ehrwürdige, von dem Nürnberger Bildhauer Hans Korners geschaffene Grabstätte, liegt heute auf dem Liebfrauenschulhof. Sie ist im Jahre 1954 restauriert worden. Die Grabplatte trägt die Inschrift „Hier ruht Goethes Mutter".
   
Grabstätte von Johann Caspar Goethe Goethes Vater, „Johann Caspar Goethe", wurde am 29.7.1710 im ehemaligen Gasthaus zum Weidenhof als Sohn eines Schneidermeisters und erfolgreichen Gasthalters geboren. Durch unverschuldetes Mißgeschick am öffentlichen Wirken verhindert, hat er sein ganzes Leben wissenschaftlicher Arbeit und seinen Sammlungen gewidmet. Er hat den berühmten Sohn, dessen Erfolge er durch seinen Tod (am 27.5.1782) nicht mehr erleben durfte, viel mehr auf den Lebensweg mitgegeben, als gemeinhin anerkannt wird. Er ruht in dem Familiengrab Walther auf dem Peterskirchhof, an der Mauer nach der Brönnerstraße, der Grabstätte seiner Frau Aja im Liebfrauenschulhof, gerade gegenüber. Die im Jahre 1954 restaurierte Grabstätte trägt die Inschrift „Hier ruht Goethes Vater".