FREIES DEUTSCHES HOCHSTIFT / FRANKFURTER GOETHE-MUSEUM
1859 gründeten knapp fünfzig Frankfurter und einige auswärtige Bürger anläßlich des überall mit großer nationaler Begeisterung gefeierten 100. Geburtstages von Schiller ein Freies Deutsches Hochstift für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung": Die Ideale der Paulskirchenbewegung, die politisch gescheitert war, sollten hier eine ins Geistige gewendete Heimstatt finden. Initiator war der 37jährige Privatdozent der Geologie Dr. Otto Volger aus Lüneburg, vormals selbst ein aktiver 1848er Streiter.
Der jedermann offenstehende Verein damals keineswegs selbstverständlich sah sich als Akademie und zugleich fast revolutionär als eine Art Volkshochschule. Er wollte in Forschung und Lehre frei sein, auch von obrigkeitlicher Bevormundung, wollte den Gedanken der deutschen Einheit in der Besinnung auf die gemeinsame kulturelle Identität wieder wachrufen und wollte damals verstand man die Anspielung, denn bis 1803 hatte es Hochstifte gegeben eben ein Hochstift sein: geistiger Mittel- und Sammelpunkt für Volk und Nation.
Konkrete Orientierung bekam der junge Verein, zunächst fast zufällig, später zunehmend aus eigenem Wollen, durch das Goethe-Haus. Nachdem es seit Catharina Elisabeth Goethes Auszug 1795 mehrmals den Besitzer gewechselt hatte und im Inneren umgebaut worden war, sollte es nun auch noch seiner charakteristischen Fassade beraubt werden. Volger gelang es 1863, an der Spitze einer Bürgerinitiative stehend, das Goethe-Haus zu erwerben und so das Unheil abzuwenden. Das Haus diente dann als Institutsgebäude, bis das Freie Deutsche Hochstift 1897 nebenan einen Neubau bezog, in dessen Gartensaal im selben Jahr das Frankfurter Goethe-Museum eingerichtet wurde.
Damals, nach mehr als hundert Jahren anderweitiger Nutzung, begann man, das Interieur des Goethe-Hauses dem ursprünglichen Zustand wieder anzunähern. So vermittelt es seither, dank des originalgetreuen Wiederaufbaus nach der Zerstörung von 1944 ein lebendiges Bild von den Lebensgewohnheiten in Goethes Jugend und der Frankfurter Kultur im 18. Jahrhundert.
Allmählich parallel zum Ausbau der Bibliothek, der Handschriften- sowie der Graphischen Sammlung erhielt das, seit 1932 gemeinnützige, Institut die schwerpunktmäßige Ausrichtung auf die deutsche Klassik und Romantik. Um 1960 erschloß sich das Freie Deutsche Hochstift ein weiteres Arbeitsfeld: Hofmannsthal und seinen Kreis.
Das Museum wurde 1932, zu Goethes 100. Todestag erheblich erweitert: Mit Bildern und Dokumenten zu seinem Leben und Werk, mit Porträts von ihm selbst und seinem Umkreis und vor allem mit bedeutenden zeitgenössischen Gemälden stellte es den Versuch einer anschaubaren Biographie dar. Nach dem tiefgreifenden Umbau, dem das gesamte Institutsgebäude 1994 bis 1997 unterzogen werden mußte, wurde das dokumentarische Element zurückgenommen: Das Museum versteht sich jetzt als Galerie der Goethezeit.
In der Öffentlichkeit wird das Freie Deutsche Hochstift heute, außer mit Goethe-Haus und Museum, die Jahr für Jahr um die 140.000 Beuscher aus aller Welt anziehen, in erster Linie mit seinem Vortragsfolgen sowie mit literatur- und kunsthistorischen Sonderausstellungen, eigenen und solchen, die von befreundeten Museen übernommen werden. Der jüngst neugeschaffene Arkadensaal ermöglicht auch weitergefaßte Vorhaben, Lesungen, Konzerte und ähnliches.
Weniger von der Öffentlichkeit bemerkt, aber von der Fachwelt durchaus beachtet: neben seinem Jahrbuch (bisher 35 Bänder der Neuen Folge) und der Folge der Schriften (bisher 26 Bände) veranstaltet das Freie Deutsche Hochstift zusammen mit auswärtigen Gelehrten im In- und Ausland und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und weiterer Förderer zwei große wissenschaftliche Editionen, die Brentano- (bisher 24 Bände) und die Hofmannsthal-Ausgabe (bisher 28 Bände).
DAS FREIE DEUTSCHE HOCHSTIFT / FRANKFURTER GOETHE-MUSEUM IN STICHWORTEN
Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, Großer Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt am Main, Telefon (069) 1 3880, Fax: (069) 1 38 80-222 / Direktor: Prof. Dr. Christoph Perels / gegründet: 1859 / rechtsfähig: seit 1863 / gemeinnützig: seit 1932 / Satzung: vom Regierungspräsidenten in Darmstadt genehmigt / Verwaltungsausschuß: Dr. Horst Burgard (Vorsitzender), Dr. Dr. h.c. Marcus Bierich, Prof. Dr. Arthur Henkel ( Stv. Vorsitzende), Friedrich von Metzler (Schatzmeister), Michael Hauck (Stv. Schatzmeister).
Publikationen: Kurzführer durch das Goethe-Haus und - Museum (dt., engl., frz., ital., kor., jap.), Ausstellungs- und Bestandskataloge, Informationsblätter; Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, Reihe der Schriften; Clemens Brentano: Sämtliche Werke und Briefe (Kohlhammer Verlag), Hugo von Hofmannsthal: Sämtliche Werke (S. Fischer Verlag). Jährliche Veröffentlichungen/Jahresgaben für Mitglieder: Jahresbericht, Kalender Mit Goethe durch das Jahr".
Mitgliedsbeiträge: Schüler und Studenten DM 20,- (mit Jahrbuch DM 40,-), Einzelmitglieder DM 40,- (mit Jahrbuch DM 90,-), Korporative Mitglieder DM 90,-, Fördernde Mitglieder 400,- DM / Anzahl der Mitglieder: rd. 2.000.
Öffnungszeiten: April bis September: montags bis freitags 9.00 bis 18.00 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10.00 bis 16.00 Uhr; Oktober bis März: montags bis freitags 9.00 bis 16.00 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10.00 bis 16.00 Uhr / Führungen im Goethe-Haus: täglich 10.30 und 14.00 Uhr, sowie nach Vereinbarung: Führungen im Museum: nach Vereinbarung / Eintritt: Erwachsene (einzeln) DM 7,-, Erwachsene (in Gruppen ab 11 Personen) DM 5,-, Studenten DM 3,-, Schüler DM 2,-, Familienkarte (max. 2 Erwachsene) DM 12,-, Behinderte, Wehr- und Zivildienstleistende, Frankfurt-Paß DM 5,-, Kinder (bis 6 J.) frei.
Zweck des Vereins lt. Satzung: Goethe-Haus, Museum, Bibliothek und Archive mit ihren Beständen zu erhalten und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und nahezubringen; seine Sammlungen zu pflegen, zu erweitern und, vor allem in Editionen, auszuwerten resp. auswerten zu lassen; literatur- und kunstwissenschaftliche Forschung zu betreiben und zu unterstützen.