Leipzig – Halle/Saale – Bad Lauchstädt – Dessau-Wörlitzer Gartenreich

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Goethe war Frankfurter von Geburt, aber er lebte und wohnte in Weimar. Er reiste durch Italien, in Frankreich kam er nur bis Valmy. Er hat Paris und London, Kopenhagen und St. Petersburg nie gesehen. Er liebte den Rhein und die böhmischen Bäder. Er war in Thüringen zu Hause.

Aber Goethe war dennoch Europäer und Weltbürger, der klassische Dichter, eine der größten Persönlichkeit, die unser Land kennt. Seine Botschaft ist die Menschlichkeit.

Goethes Dichtungen und Ideen haben ein ganzes Jahrhundert mitbestimmt. Goethe war der Dichter des Bürgertums. Aber auch die Arbeiterbildungsvereine bemühten sich um sein Erbe. Heute – am Ende eines schicksalsschweren Jahrhunderts – hat Goethe viel von seiner Aura verloren. Mit dem altvertrauten Buch konkurrieren die neuen Medien. Die Umwelt hat sich total verändert. Mit unserer "veloziferischen" Zeit, die Goethe mit Skepsis heraufkommen sah, würde er sich nicht leicht anfreunden können.

Aber gerade wegen dieser Situation sollte man Goethe in seinem Jubiläumsjahr neu lesen, entdecken, vermitteln. Sein Leben und seine Werke gehen uns alle an. Es ist mehr als ein kulturelles Erbe. Goethe vermittelt Lebensweisheit und Lebensklugheit.

Vor Ort wollen wir für Goethe wirken. Überall. So auch in unserer Region. Die Spurensuche führt zu ihm zurück. Das Wiederfinden ist das Ziel. Deshalb werden wir das Goethe-Jahr begehen. Überall in Deutschland. So auch in Leipzig, wo der junge Goethe studierte; in Bad Lauchstädt, wo er sein Theater baute; in Halle, wo er Freunde hatte; in Wörlitz, wo ihn die gezähmte Natur entzückte.

Die Wirtschaft regiert die Welt. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Das Jubiläumsjahr 1999 zum 250. Geburtstag von Goethe bietet mit seinem reichhaltigen Programm eine wichtige Chance.

 

LEIPZIG

 

Mein Leipzig lob' ich mir!
Es ist ein klein Paris,
und bildet seine Leute.
Faust, Auerbachs Keller

Auch wenn Goethe mit diesen berühmten Versen der Stadt Leipzig nicht zum Ruhm weltliterarischen Daseins verholfen hätte, so stünde doch ihre Bedeutung, die Leipzig für sein Leben und Werk hatte, außer Zweifel.

In Leipzig verbrachte er als Student der Jurisprudenz 1765 bis 1768 prägende Jugendjahre. Die Universität bot ihm neben dem auferlegten Fachstudium auch die geliebten schönen Wissenschaften und ermöglichte erste Bekanntschaft mit den naturwissenschaftlichen Fächern. Der Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser vermittelte ihm das neue klassische Kunstideal Winckelmanns und führte den Jungen ein in die Kreise kunstinteressierter Leipziger Bürger. Theater- und Musikleben, besonders das 1766 eröffnete Komödienhaus, beförderten Verständnis und Lust für die Künste. Und als Erscheinungsort und Marktplatz von Literatur gab die Buch- und Messestadt Gelegenheit zur Information aus erster Hand und zur literarischen Urteilsbildung. Mit seiner gefälligen, am französischenVorbild orientierten Alltagskultur war das bürgerliche Leipzig zudem eine Schule für kultivierte Sprache und feine Lebensart.

Aber es war auch Erfahrungsraum im persönlichsten Bereich: für Liebe und Eifersucht, für Exaltation und Gefährdung. In Lyrik und Drama hat der Dichter seine Erlebnisse gestaltet, im Alter in "Dichtung und Wahrheit" eine umfassende, positiv getönte Rückschau gegeben.

Goethe blieb mit der Stadt Leipzig lebenslang verbunden: durch wiederholte, zum Teil mehrwöchige Besuche, durch Korrespondenzen mit Verlegern, Wissenschaftlern, Künstlern.

Umgekehrt bewiesen auch Leipziger Bürger ihre Anhänglichkeit bis in die Gegenwart hinein: als Liebhaber und Sammler wie als Vermittler und Förderer des Goetheschen Werkes. Im Bewußtsein dieser verpflichtenden Tradition stehen die vielfältigen Vorhaben von Leipziger Universität, Kulturinstitutionen und Vereinen im Gedenkjahr 1999.

 

 

HALLE / SAALE

 

Versäumen Sie ja nicht,
ich in Halle umzusehen,
wozu Sie manchen Anlaß
haben.

Goethe an Schiller, 5. Juli 1803

 

Viele Städte und Orte in Deutschland und außerhalb der Grenzen haben das Andenken an Goethe bewahrt, so auch Halle. Vier Jahre nacheinander, zwischen 1802 und 1805, besuchte er die Stadt an der Saale. Es waren einige interessante Zeitgenossen, die ihn zu diesen Aufenthalten veranlaßten: der Kapellmeister Johann Friedrich Reichardt in dem damals noch nicht eingemeindeten Giebichenstein, der Gelehrte und Freund Friedrich August Wolf, der Kanzler August Hermann Niemeyer, der Arzt Johann Christian Reil, der Botaniker Polykarp Sprengel und andere Professoren der Universität. Goethe lernte so die Institutionen in Halle kennen: die Saline, den Botanischen Garten, das Anatomische Kabinett, die Franckeschen Stiftungen, die Universität.

Zur Eröffnung des Theaters in Halle 1811 schrieb Goethe einen Prolog. Mit einigen Hallensern unterhielt er briefliche Kontakte, so zum Beispiel zu dem Geologen Christian Keferstein und dem Physiker Johann Salomo Christoph Schweigger, vor allem zu der liebenswerten Therese Jakob, deren Herausgabe serbischer Lieder den Beifall des alten Goethe fand.

Diese Reminiszenzen sind Grund genug, auch in Halle ein Goethe-Jahr zu veranstalten. Die meisten der 27 Kultureinrichtungen und Spielstätten sind durch das Leitsystem der "Halleschen Kulturmeile" miteinander verbunden und beteiligen sich mit Ausstellungen und Vorträgen, Inszenierungen und Aktionen, Projekten und Symposien, literarischen und musikalischen Veranstaltungen, Gesprächsabenden und Informationen am Jubiläumsjahr 1999.

HISTORISCHE KURANLAGEN

UND GOETHE-THEATER BAD LAUCHSTÄDT

 

Ich wollte, Sie hätten Lust und Muth,
wenn Sie Gegenwärtiges erhalten.
sich aufzumachen und nach Lauchstädt zu kommen.

Goethe an Zelter, 22. Juli 1805

 

Im 18. Jahrhundert war Bad Lauchstädt ein bevorzugtes Luxus- und Modebad für den Adel, das sogenannte "sächsische Pyrmont".

Der Merseburger Stiftsbaumeister J. W. Chryselius schuf zwischen 1776 und 1787 die heutige bau- und gartenkünstlerische Anlage: den Brunnen mit doppelläufiger Treppe und steinerner Balustrade, den Kursaal mit klassizistischer Ausmalung nach einem Entwurf von K. F. Schinkel, die Kolonnaden, drei Pavillons und den kleinen Architekturgarten.

Seit 1791 gastierte hier während der Sommermonate die Weimarer Hofschauspielergesellschaft. Ihrem künstlerischen Leiter Johann Wolfgang Goethe verdankt Lauchstädt seine zweite Attraktion: das historische Sommertheater, das bereits 1802 nach genauen Vorgaben des Dichters errichtet wurde. Es ist der einzige noch original erhaltene Theaterbau, in dem Goethe während der 26 Jahre seiner bühnenleitenden Tätigkeit gewirkt hat. Zur Eröffnung schrieb er ein poetisches Vorspiel, und bis 1805 kehrte er mehrfach, zum Teil über mehrere Wochen, an den ihm vertrauten Ort zurück.

Im Goethe-Jahr 1999 weiß sich Bad Lauchstädt seiner bedeutenden Vergangenheit besonders verpflichtet. In zahlreichen Veranstaltungen in Goethe-Theater, Kursaal und Kurpark treten renommierte Künstler des In- und Auslandes auf. Führungen durch die Ausstellungsräume zur Orts-, Bade- und Theatergeschichte vermitteln den Besuchern eine Anschauung von Leistungen der Literatur-, Musik-, Bau- und Gartenkunst der Klassik.

 

DESSAU-WÖRLITZER GARTENREICH

Mich hats gestern Abend wie wir
durch die Seen Canäle und Wäldgen
schlichen sehr gerührt wie die Götter
dem Fürsten erlaubt haben einen
Traum um sich herum zu schaffen.

Goethe an Charlotte v. Stein, 14. Mai 1778

Der seit 1764 angelegte englische Landschaftspark Wörlitz mit dem von Erdmannsdorff 1768 - 1773 errichteten frühklassizistischen Schloß fand von Anfang an Interesse und Bewunderung der Zeitgenossen. Zu seinen ersten bedeutenden Besuchern gehörten Johann Wolfgang Goethe und der Weimarische Herzog Carl August. Mit seinem Schöpfer, dem im Geist von Aufklärung und Humanität regierenden Fürsten Franz von Anhalt-Dessau, verband beide eine von hoher Wertschätzung getragene Beziehung.

Achtmal besuchte der Dichter zwischen 1776 und 1801 Wörlitz und die benachbarte Residenzstadt Dessau. Das Vorbild des Wörlitzer "Gartenreichs" mit seiner Verbindung von naturnaher Landschaftsgestaltung und Architektur wirkte inspirierend auf die Gestaltung des Weimarer Parks an der Ilm.

 

Adressen der Veranstaltungsorter und Anbieter